Cartago

Zentrales Hochland > Zentraltal

Ursprünglich war Cartago die Hauptstadt von Costa Rica — im Jahr 1563 war hier die erste spanische Siedlung.

Die älteste Stadt Costa Ricas

cartago-basilikaUnterwegs mit dem Mietwagen auf dem Panamerican Highway, erreichen Sie nach 30 Autominuten (18 km) die Stadt Cartago.

Ihre Geschichtsträchtigkeit lässt sich bei einem kleinen Spaziergang durch den Stadtkern erahnen.

Die meisten Gebäude der ältesten Stadt Costa Ricas stammen nämlich aus dem 20. Jahrhundert, da viele von ihnen einst Erdbeben und Vulkanausbrüchen zum Opfer fielen.

Wenige bedeutende Bauwerke, wie die 100 Jahre alte Quircot Kirche im Adobe Stil und das Pirie Gebäude aus dem Jahr 1882 blieben jedoch unbeschadet.

Cartago Innenstadt

Cartago ist die kleinste Provinz Costa Ricas.

Juan Vasquez de Coronado gründete im Jahr 1563 hier die erste spanische Siedlung. Ursprünglich war Cartago die Hauptstadt von Costa Rica. Aufgrund der schweren Zerstörungen durch Erdbeben und der Schäden durch Ausbrüche des Vulkans Irazú, sowie der starken Überflutungen in der Regenzeit wurde die Hauptstadt im Jahr 1823 nach San José verlegt.

Die Ruinas de la Parroquía (Kirche des Heiligen Apostel Santiago)

Die Ruinas de la Parroquía (Kirche des Heiligen Apostel Santiago), gleich hinter dem Zentralpark von Cartago, stammen aus dem 16. Jahrhundert. Die Kirche wurde mehrmals durch Erdbeben schwer beschädigt und immer wieder neu errichtet. Durch das Beben im Jahr 1910 wurde sie jedoch bis auf die Grundmauern zerstört und machte das Interesse der Gemeinde an einem neuerlichen Wiederaufbau zunichte. Heute werden die Grünflächen im Inneren und um die ehemalige Kirche von den Bewohnern gerne als Treffpunkt, Liegewiese und Picknickplatz genutzt.

Basilica de Nuestra Señora de los Ángeles

Wenige Meter östlich davon wurde eine neue Kirche im byzanthinischen Stil errichtet: Die Basilica de Nuestra Señora de los Ángeles.

Im Hauptaltar befindet sich die Statue der schwarzen Madonna, von den Ticos “La Negrita” genannt. Die kleine Statue gilt als Heiligtum, dem große Heilkräfte zugesagt werden. Die Volkskunde berichtet davon, dass Mitte des 17. Jahrhunderts ein junges Mädchen die Statue der Jungfrau Maria gefunden und mit zu sich nach Hause genommen hat.

Diese soll jedoch auf unerklärliche Weise immer wieder zum ursprünglichen Fundort zurückgekehrt sein. Ein Stein hinter der Basilika wurde als angeblicher Fundort gekennzeichnet. Die Jungfrau Maria gilt als Schutzpatronin von Costa Rica.

Romería

Jedes Jahr findet am 2. August die so genannte “Romería” (Pilgerreise) zu Ehren der Heiligen Jungfrau statt.

Aus allen Teilen des Landes und sogar aus den Nachbarländern kann man die Menschen scharenweise nach Cartago marschieren sehen. Selbst in meinem Bekanntenkreis wird nach jeder Wahlfahrt stets von einer beschleunigten Heilung bei einer chronischen Krankheit oder über eine Wende zum Guten im Leben eines Menschen erzählt. Vor der Basilika werden symbolisch Hände, Augen, Fuß und andere Körperteile, in Silber gegossen, als Anhänger verkauft.

Im Hauptaltar befindet sich die Statue der schwarzen Madonna, von den Ticos – La Negrita

Höhepunkte rund um Cartago

Ihren Stadtrundgang in Cartago können Sie, insbesondere bei schlechtem Wetter, durch den Besuch folgender, sehenswerter Plätze ergänzen: Das Stadtmuseum, die María Auxiliadora Kirche, das Technologische Institut von Costa Rica, der Zentralmarkt (speziell Donnerstag und Samstag) oder das Hauptgebäude der Hochschule San Luis Gonzaga, der Sitz des ersten Zentralamerikanischen Gerichtshofes.

Das Museum Kurietí für Indianische Kultur in Tobosi, wenige Kilometer westlich von Cartago, gibt einen Einblick in die indianischen Wurzeln der Region (Geöffnet täglich außer Dienstag, 9.00 – 17.00 Uhr).

Der Botanische Garten Lakester von der Universität Costa Rica, 4km von Cartago auf der Strasse nach Paraíso, lädt besonders Hobbybotaniker und Orchideenfreunde zu einem Rundgang ein.

Im Inneren des Gartens führt ein Rundweg entlang einer Sammlung von Orchideen, Palmen, Bromelien, Helikonien, Bambus, Kakteen und kleinen Flussläufen. Einer besonderen Beliebtheit erfreut sich die Epiphyten-Sammlung (Aufsitzerpflanzen), auch eine Reihe von tropischer Baumspezies können bewundert werden.

An Samstagen können Sie in ganz in der Nähe von Cartago, vor der Ortseinfahrt Paraiso den Wochenmarkt besuchen, ein farbenfroher Abstecher und eine Möglichkeit sich vor der Weiterfahrt mit frischen Früchten zu versorgen.

Der Vulkan Irazú, dem die Stadt Cartago buchstäblich zu Füßen liegt, gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen in dieser Region.

Geistergeschichten erzählt man sich vom ehemaligen Sanatorium Durán.

Dort wurden in früheren Zeiten Tuberkulosekranke isoliert und betreut. Heute sind die abgelegenen Gebäude, die sich auf der Strasse zwischen Cartago und Irazú befinden, verlassen und leer. Sie sind zum Anziehungspunkt für all jene geworden, die einen kleinen, kribbeligen Abstecher in ein Spukhaus wagen.

Eine Vielzahl an Attraktionen und Angeboten bietet auch das 20 km entfernte Orosital, der Stausee Cachí, die Ruinen von Ujarras und der Nationalpark Tapantí sowie das Schutzgebiet Río Loro im Bezirk San Nicolás de Cartago. Die Stadt Turrialba mit dem gleichnamigen Vulkan liegt 45 km östlich von Cartago. Dort befindet sich bei Santa Cruz auch das berühmte Nationalpark Guayabo mit frühkolumbianischen Ausgrabungen. <!–

Pilgerreise

zur “La Negrita” nach Cartago

von Christine Maria Dietz

Der August steht alljährlich im Zeichen der Schutzpatronin von Costa Rica, der schwarzen Madonna, auch liebevoll “La Negrita” genannt. Die kleine Statue hat eine ganz besondere Geschichte, ihr werden große Heilkräfte zugesprochen. Das Original befindet sich im Altar der Basilika de Nuestra Señora de los Angeles in Cartago.

La Negrita
Schon eine Woche vor dem offiziellen Marienfeiertag am 2. August brechen tausende Menschen von ihren Heimatorten auf, um nach Cartago zu marschieren. Viele von ihnen nehmen eine sehr weite und anstrengende Pilgerreise auf sich, über die Berge, aus den Provinzen Puntarenas, Guanacaste und sogar aus den Nachbarländern Panama oder Nicaragua. “Una promesa” (ein Versprechen) oder auch eine Herzensbitte ist die Triebfeder des Pilgers, und diese gilt es der Jungfrau, oft unter Toleranz erheblicher Strapazen, persönlich zu überbringen.
Der Pilgermarsch nach Cartago

Um nicht tagsüber in der Sonne zu braten, entscheiden wir uns für einen Aufbruch in den Nachtstunden des 1. Augusts 2011. Ausgangspunkt ist das Nationaltheater, im Zentrum von San Jose. Wir brauchen uns nur unter die zahlreichen Wanderer mischen und von der Menge mitreißen lassen. Vom Bezirk San Pedro geht es weiter nach Trés Rios. Von dort aus können wir in der Ferne ein riesiges Feuerwerk beobachten, das um Mitternacht in Cartago entzündet wird. Der Feuerregen weist uns den Weg und gibt einen zusätzlichen Ansporn für die letzte Hürde – den Ochomogo-Hügel.

Gegen ein Uhr früh haben wir bereits die Lichter von San José hinter uns gelassen. Ein Blick zurück den kleinen Hügel hinunter: Die Pilgerschlange scheint unendlich lang zu sein.

Pilger zur Negrita nach Cartago

Die Stimmung unter den Pilgern ist fröhlich und ausgelassen. Vertreter aller Altersgruppen marschieren, oft nur mit leichten Sandalen besohlt, manchmal sogar barfuss, Rollschuhfahrer versuchen sich vereinzelt einen Weg durch die Massen zu bahnen, Babys werden im Kinderwagen geschoben oder von kräftigen Vätern auf den Schultern getragen. Entlang der Strecke sind kleine Altare errichtet worden. Sie laden zur kuren Rast und zum Gebet ein.

Altar am Pilgerweg zur Negrita nach Cartago

Ein junger Mann, der neben uns her trottet und sich den Schweiß von der Stirn wischt, verrät uns sein Vorhaben, endlich das Trinken aufzugeben, sein jüngerer Freund will für seine kranke Mutter beten und später treffen wir eine ältere Frau, die selbst ein wenig humpelt und trotz allem ihren behinderten Enkel im Rollstuhl den Hügel hinauf schiebt. Hilfe möchte sie keine annehmen, denn es sei ihr eine große Ehre und zugleich ein Anliegen, meint sie, die Strecke aus eigener Kraft zu bewältigen.

Am Straßenrand werden unterdessen strapazierte Fußsohlen massiert, der Geruch von kampferhältigen Fußcremen steigt uns in die Nase. Der Marsch auf dem harten Asphalt fordert seinen Tribut.

Soweit die Füsse tragen

Wer Hunger hat, dem wird unterwegs so gut wie alles geboten: Gegrilltes Fleisch auf Spießen, Fruchtsäfte, churros (süße Ölkringel), Zuckerwatte, Gallo Pinto (Bohnenreis), gebrannte Mandeln, und sogar “jugo de caña” (Zuckerrohrgetränk). Frisch von der Saftpresse entpuppt sich das Getränk kurz nach Mitternacht als wahrer Energiebooster.
Ein sehr amüsantes Detail sind die sanitären Einrichtungen entlang der Pilgerstrecke. Zur Verrichtung der Notdurft gilt es lediglich nach einer Menschenschlange vor einem Wohnhaus Ausschau zu halten. Denn viele private Haushalte nützen die Gelegenheit und sichern sich durch die Vermietung der eigenen Toilette, um etwa einen halben Euro pro Person, ein kleines Zusatzeinkommen.
Ankunft in Cartago nach 6 1/2 Stunden

Um 2:45 Uhr Früh kommen wir müde, aber gut gelaunt bei der Basilika in Cartago an. Am Platz vor der Kirche herrscht Volksfeststimmung. Fröhliche Musik dröhnt aus den Lautsprechern, und tausende Menschen versuchen sich einen Weg in das Innere der prachtvoll beleuchteten Basilika zu bahnen. Überall campieren müde Pilger und ruhen sich von den Anstrengungen aus.

 

Wir entscheiden uns zunächst für die kleinere Warteschlange am Seiteneingang der Basilika. Sie führt zum Brunnen, wo Pilger vom “agua bendita” (gesegneten Quellwasser) trinken können, oder in Flaschen füllen und mit nach Hause nehmen können, um es später auf ihre Wunden aufzutragen. Auch ich nütze die Gelegenheit, um meine kleinen Statuen, die ich unterwegs auf der Pilgerstrecke erstanden habe, hier zu waschen.

 

Hinter der Kirche können wir noch den Stein besichtigen Dort soll die Marienstatue im Jahr 1635 von dem Indianermädchen gefunden und nach mehrmaligen Verschwinden immer wieder hier aufgetaucht sein, was als Zeichen gedeutet wurde, an diesem Ort eine Kirche zu errichten.

 

Die frühen Morgenstunden sind kalt. Wir finden einen kleinen Park hinter der Basilika mit einer Imbissstube, wo heißer Tee und Kaffee ausgeschenkt wird. Mit etwas Glück ergattern wir einen freien Platz auf einem Steinsockel, wo wir zum ersten Mal die Beine ausstrecken können und ein kurzes Nickerchen bis zum Sonnenaufgang riskieren.

Um mit dem Bus zurück in die Hauptstadt zu fahren, müssen die Pilger auch in der Nacht nicht Schlange stehen. Viele private Busunternehmer fahren kreuz und quer durch die Stadt und gabeln die müden Pilger buchstäblich im Vorbeifahren auf der Straße auf, um sie zum Preis von $4 zurück ins Zentrum von San José zu chauffieren.
Die Begegnung mit “La Negrita” am nächsten Morgen

Im Gegensatz zur kühlen Nacht ist der Vormittag des 2. August vor der Basilika in Cartago fast unerträglich heiß. Der mitgebrachte Regenschirm erweist sich nun als äußerst wertvolles Sonnenschild. In einer Prozession wird die schwarze Madonna durch die Straßen von Cartago getragen.

 

Später, nach der Messe, gelingt es uns in das Innere der Basilika zur “La Negrita” vorzurücken. Zu ihren Füßen legen die Gläubigen kleine Gegenstände, vorwiegend Miniaturanhänger aus Silber, die Körperteile symbolisieren und auf Erkrankungen schließen lassen. Viele Pilger, die nun vor ihrer Jungfrau Maria knien, sind ganz offensichtlich am Ende ihrer Kräfte, aber überglücklich. Eine Gruppe von Pilgern, die 270 Kilometer von San Vito de Coto Brus zu Fuß zurückgelegt haben wird herzlich begrüßt. In ihren Augen sind Anstrengung und Freudentränen zu kennen. Ein ergreifender Moment, und plötzlich kommen mir meine kleinen Blasen an den Füßen von der 20km-Wanderung unendlich banal vor.

Vor der Basilika wartet heuer noch eine besondere Überraschung auf die Pilger: Zwei Tonnen Blumenblüten, die mühsam in der Region gesammelt wurden, werden von einem Hubschrauber des Sicherheitsministeriums über der Basilika abgeworfen und tanzen durch die Luft. Leider hatte sich nach der langen Nacht bereits die Batterie meiner Kamera entladen und ich konnte diesen hübschen Blumenregen nicht mehr bildlich festhalten. Es war dennoch ein fröhlicher und bunter Ausklang der Festlichkeiten in Cartago. –>

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